Der Traumgartenprospekt

Wenn´s erste Frühlingslüfterl waht,

wenn man in d Erdn Samen straht

und liebevoll die Zwieberl steckt,

kimmt meist der Traumgartenprospekt.

 

Mi frißt da jedesmal der Neid.

Wia am Papier ois schön gedeiht,

daß i net zamkimm mit´n schaun

was i dahoam für Glumpat haun.

 

Die Erdbeern san so dick und fett,

dass kaum der Katalog zuageht.

Gurken und Krautköpf siagst danebn,

da brauchst zwoa Leut, daß sie´s derhebn,

und für die Erdäpfel, ohne liagn,

A Seilwindn zum Aussaziagn!

 

Doch was is dös schon gegn die Seiten

mit den Blütenweltneuheiten,

wo i mir fast die Zung abbrich

wann i ihren Nam aussprich:

Convolvulus sabatias

hoast so a arrogante Rass!

De miassatn in mein Garten stehn

da tat eahna s`Latein vergehn!

 

Da wachsen nämlich Kraut und Ruam

no in von Gott gewollter Form

und Bleamal, ungeschminkt und keck...

Bis d´Nachbarshenn und der Herr Schneck

kimmt, und eahna Gsellschaft leist

und hinterher an Kopf abbeißt.

 

Ja, da waht noch a andrer Wind.

Und trotzdem is von vorn bis hint

im neuen Traumgartenprospekt

a große Lebensweisheit versteckt.

 

Denn um manches is heit oft a Griß

nur weil s´Papier geduldig is!